Möchtegern-Spital-Retter betont seine künftige «Swissness»
Die zwölf Aktionärsgemeinden haben das Kaufangebot von Evolva für das GZO Spital Wetzikon unisono abgelehnt. Die Gesellschaft reagiert gelassen und kontert den Vorwurf, die Motivation der «internationalen Investoren» sei «nebulös». Die Gemeindeversammlung von Fischenthal hat die Kapitalerhöhung genehmigt. Damit ist immerhin eine erste kleine Hürde auf dem Weg zur Realisierung des Sanierungsplans genommen.
Das ging zackig: Am Dienstagabend gaben die zwölf Aktionärsgemeinden des in definitiver Nachlassstundung operierenden GZO Spital Wetzikon bekannt, dass sie das Kaufangebot ablehnen, das ihnen Evolva in der vergangenen Woche unterbreitet hatte (finews.ch berichtete).
Evolva, die von Clearway Capital Partners (einer Investmentgesellschaft, die schon seit einiger Zeit GZO-Obligationen hält) gesteuert wird (Clearway-Chef Gianluca Ferrari ist seit letzter Woche auch Evolva-Verwaltungspräsident) und mit dem rührigen Gregor Greber verbandelt ist, hatte für die Aktien 5 Millionen Franken geboten. Dabei hatte sie die Vorteile ihrer Offerte für alle Anspruchsgruppen hervorgehoben – die Gemeinden, die Gläubiger (darunter die Obligationäre der notleidenden Anleihe über 170 Millionen Franken), die regionale Wirtschaft und die an einer Gesundheitsversorgung vor Ort interessierte Bevölkerung.
Vernichtendes Urteil der mandatierten Fachexperten
Die Aktionärsgemeinden halten in ihrer Mitteilung fest, sie hätten «das Angebot und die dahinterstehende Käuferschaft durch ihre mandatierten Fachexperten prüfen» lassen.
Das Ergebnis fällt vernichtend aus – was, wenn es sich um die gleichen Experten handeln sollte, die den Sanierungsplan ausgearbeitet hatten, nicht wirklich überraschend kommt. «Es stellte sich rasch heraus, dass ein Einsteigen auf das Kaufangebot keine Option sein kann. Die Evolva Holding AG, welche sich im Besitz von internationalen Investoren befindet und eine leere Unternehmenshülle darstellt, kann keinerlei Erfahrung im Betrieb von Spitälern nachweisen. Das Angebot beinhaltet auch keine Verpflichtung, das Spital Wetzikon im Interesse einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung im Zürcher Oberland weiterzuführen.» Und weiter heisst es: «Die Motivation hinter den Kaufbemühungen bleibt nebulös.»
Festklammern am bisherigen Sanierungsplan
Stattdessen halten die Aktionärsgemeinden am bestehenden Sanierungsplan des GZO fest. Dieser sei transparent, generiere das benötigte neue Kapital und stelle somit für alle involvierten Parteien die eindeutig bessere Lösung dar.
Aus Sicht vieler Gläubiger und insbesondere der Obligationäre ist allerdings der im Sanierungsplan vorgesehene Forderungsverzicht von 65 bis 70 Prozent nicht akzeptabel. Das GZO führt indes zurzeit Gespräche mit unterschiedlichen Gläubigern. Themen sind dabei gemäss GZO mögliche Verbesserungen und Nachschärfungen des Schuldenschnitts, womit man auf positive Resonanz gestossen sei.
Geschlossene Ablehnung, aber Rüti und Bubikon bei Kapitalspritze weiterhin dissident
Während die Gemeinden das Evolva-Angebot unisono ablehnen, sind sie sich uneinig, wenn es um die Zukunft des Spitals Wetzikon geht.
«Die Exekutiven der Aktionärsgemeinden Bäretswil, Bauma, Dürnten, Fischenthal, Gossau, Grüningen, Hinwil, Seegräben, Wald und Wetzikon setzen sich ein für die Aufrechterhaltung einer bedarfsgerechten, wohnortnahen medizinischen Grund- und Notfallversorgung für die Bevölkerung im Zürcher Oberland», heisst es im Communiqué.
Es fehlen in der Aufzählung die Exekutiven von Rüti und Bubikon, die sich, wie im Februar bekannt geworden war, nicht an dem im Sanierungsplan vorgesehenen Einschuss von Eigenkapital beteiligen wollen, weil sie daran zweifeln, dass Konzept funktionieren wird und das Spital auf eine solide Basis für einen weiteren Betrieb gestellt werden kann.
Diplomatische Stellungnahme des GZO
Das GZO selber kommentiert die Ablehnung der Evolva-Offerte durch die Gemeinden inhaltlich nicht, begrüsst aber in einer Mitteilung den Entscheid, weil er rechtzeitig Klarheit vor den Abstimmungen in den Gemeinden schaffe, «auf die wir uns als Spital nun fokussieren müssen».
Darüber, ob die Gemeinden Geld einschiessen werden, entscheiden die Stimmbürger, an Gemeindeversammlungen im Juni oder an der Urne Ende November. Eine erste Hürde hat die Kapitalerhöhung bereits genommen. Am Dienstagabend hat die Gemeindeversammlung von Fischenthal der Kapitalerhöhung mit grosser Mehrheit zugestimmt.
Fischenthal gibt die Mittel frei – aber nur wenn die Gläubiger ja sagen
Damit sind 1,28 Millionen Franken des Totals des vorgesehenen Kapitalzuschusses von 50 Millionen Franken durch die Gemeinden gesprochen – allerdings unter der Bedingung, dass die Gläubiger dem Nachlassvertrag im Frühling 2026 zustimmen. Aus heutiger Warte – ohne genauere Kenntnisse der bereits erwähnten Verbesserungen und Nachschärfungen am Schuldenschnitt – bestehen erhebliche Zweifel daran, dass dies der Fall sein wird.
Auch Evolva hat am Mittwoch den Entscheid gelassen zur Kenntnis genommen. Man sei weiterhin zuversichtlich, dass der Vorschlag eine überzeugende und werterhaltende Lösung für alle Beteiligten bilde, heisst es in der Stellungnahme.
Evolva künftig unter Schweizer Kontrolle und auf die Region ausgerichtet?
Interessanter sind jedoch die Ausführungen dazu, was nach der Transaktion mit Evolva geschähe. Die Kontrolle der Gesellschaft ginge im Zuge des vorgesehenen Debt-Equity-Swap (Tausch der GZO-Obligationen in Evolva-Aktien) nämlich auf die derzeitigen Gläubiger über. Das wären, schreibt Evolva, «in erster Linie Schweizer Pensionskassen und institutionelle Investoren». Damit wäre auch gewährleistet, dass Aufsicht und Governance in schweizerischen Händen lägen und Evolva im langfristigen Interessen der Region handeln würde.
Die (künftige) Swissness von Evolva zu betonen, ist kein schlechter Schachzug – allerdings wäre es dann auch folgerichtig, wenn die Gesellschaft fortan in einer im Zürcher Oberland gebräuchlichen Landessprache kommunizieren würde.
Viel Zuckerbrot – und ein kleiner Peitschenhieb
Taktisch geschickt und kostenlos ist auch die Beteuerung von Evolva, weiterhin offen für einen konstruktiven Dialog mit dem GZO, den Gemeinden und weiteren Akteuren zu sein, um gemeinsam eine Lösung zu finden, die Arbeitsplätze und die medizinische Versorgung in der Region sichert und langfristige Werte schafft. Das Kaufangebot bleibt bis am 4. Juli gültig.
Nach so viel Zuckerbrot folgt allerdings auch ein kleiner Peitschenhieb. «Gleichzeitig wird Evolva weiterhin alternative strategische Optionen verfolgen.»