Vermögensverwalterin unterwegs im «Women's Car of the Year»

Der Audi A6 Avant e-tron wurde kürzlich als «Women’s Worldwide Large Car of the Year» ausgezeichnet. Doch was taugt er im Alltag wirklich – vor allem für beruflich stark mobile Frauen? Vermögensverwalterin Stella Wolfsgruber hat das Topmodell S6, ein elegantes Kraftpaket, für finews.ch eine Woche lang getestet.

Wenn ein Elektroauto von einer internationalen Jury, bestehend aus anerkannten Auto-Journalistinnen, zum besten grossen Frauenfahrzeug des Jahres gekürt wird, weckt das Erwartungen.

Für finews.ch war das Grund genug, den «Women’s Worldwide Large Car of the Year» einem echten Alltagstest zu unterziehen – mit einer Frau, die weiss, was es heisst, Kilometer zu machen: Stella Wolfsgruber, Partnerin bei einem grossen unabhängigen Vermögensverwalter, ist beruflich ständig unterwegs – innerhalb der Schweiz, aber auch ins benachbarte Ausland.

Fahrt ins Salzkammergut

«Ich fahre sehr viel. Und für mich muss ein Auto vor allem eines können: zuverlässig Strecke machen», sagt Wolfsgruber. Und gerade aus dieser Optik wurde der Audi A6 Avant e-tron mit der Auszeichnung bedacht: wegen der Reichweite und der ultraschnellen 800-Volt-Ladetechnologie, die eine Ladeleistung von bis zu 270 Kilowatt ermöglicht.

Eine Woche lang war sie mit dem Topmodell S6 unterwegs – unter anderem für einen Wochenendtrip ins österreichische Salzkammergut, gemeinsam mit ihrem Partner.

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Mit dem Audi S6 Avant e-tron in Österreich. (Bild: zVg)

700 Kilometer? Eher 450

«Wir hatten ursprünglich mit der versprochenen Reichweite von 700 Kilometern geplant», erzählt sie. «Aber realistisch sind es eher 450. Und zwar auch bei konservativer Fahrweise.»

Trotz voller Batterieanzeige bei der Abfahrt sei man gezwungen gewesen, die Reisepläne spontan anzupassen. «Man muss sich umstellen. Für Langstrecken ist das einfach ein anderes Konzept – mit längeren Pausen und mehr Ladeplanung.» Ein ausgiebiger Ladevorgang nehme realistisch betrachtet mindestens eine halbe Stunde in Anspruch.

Der BMW ist intuitiver

Normalerweise fährt Wolfsgruber einen BMW X3 – ein Modell, das sie besonders wegen der Haptik und der praktischen Bedienung schätzt. «Beim BMW kann ich mit dem Drehrad in der Mittelkonsole fast alles blind bedienen – das geht im Audi nicht. Der Touchscreen verlangt viel Aufmerksamkeit, und das ist beim Fahren nicht immer optimal.» Aber, ergänzt sie lachend, das Auto fahre ja sozusagen von alleine.

Auch bei der Sprachsteuerung ortet sie Verbesserungspotential: «‹Hey Audi› funktioniert nicht so zuverlässig wie Siri – da fehlt noch etwas.»

Fahrverhalten top, Infrastruktur flop

Dafür überzeugt der Audi beim Fahren selbst. «Absolut laufruhig, auch bei 200 km/h. Wie auf Schienen.» Und in der Nacht sei das adaptive Fernlicht ein echtes Highlight: «Er leuchtet alles aus, blendet andere Fahrzeuge aber intelligent aus – das ist richtig angenehm.»

Weniger angenehm: die Ladeinfrastruktur. «In Deutschland findet man oft nur 50-kW-Säulen – da wartet man ewig. Ich musste explizit nach 250-kW-Ladestationen suchen und die Route danach ausrichten.» Der Audi selbst helfe bei der Planung, aber: «Man muss sein Reiseverhalten wirklich anpassen.»

Keine Frage des Stils

Optisch macht der Audi eine sehr gute Figur. «Die Farbe in Petrolblau ist richtig frisch, schön und modern. Auch das Interieur ist hochwertig, schön verarbeitet mit Alcantara.»

Doch sie schränkt ein: «Für 127’000 Franken hätte ich ehrlich gesagt ein Panoramadach erwartet.»

Ein Auto mit Bedingungen

Wolfsgrubers Fazit fällt differenziert aus: «Wer bewusst elektrisch fahren will und sein Verhalten entsprechend anpasst, bekommt ein elegantes, sehr stabiles und angenehm zu fahrendes Auto.» Für ihre Bedürfnisse als Vielfahrerin sei der Audi allerdings nur bedingt geeignet. «Wenn ich innerhalb der Schweiz unterwegs bin und sowohl zu Hause als auch im Büro laden kann, passt es. Aber sobald ich ins Ausland fahre, wird’s kompliziert.»

Der Audi S6 Avant e-tron ist für sie ein schönes Fahrzeug – «aber eher für die stilbewusste Familie mit Ladeoption in der Garage und Stadt-Alltag.» Stella Wolfsgruber ist überzeugt, dass der Audi unter den momentan verfügbaren Elektroautos zu den besten gehört. «Bis ich mir einen Wechsel von Diesel auf Elektro überlegen kann, braucht es aber schon noch ein wenig mehr technischen Fortschritt.»


Der Audi S6 Avant e-tron bringt es in der leistungsstärkeren Variante «Performance» auf 315 kW (428 PS) und rund 580 Nm Drehmoment. Die Batterie bietet 94,9 kWh Netto- bzw. 100,0 kWh Brutto-Kapazität. Die Preise starten bei 70’400 Franken. Die sportliche Top-Version, der S6 Avant e-tron, leistet 370 kW (503 PS), 580 Nm Drehmoment hinten sowie 275 Nm vorn, ist serienmässig mit Allradantrieb und adaptiver Luftfederung ausgestattet und kostet ab 104’850 Franken. Beide Modelle unterstützen DC-Schnellladen mit bis zu 270 kW.