Sprachliche Aufrüstung für die Chefetage

Ob CEO, Ex-Fussballstar oder Prinzessin: Die London School of English zieht eine illustre Klientel an. Warum gestandene Führungskräfte ihre Englischkenntnisse dort aufpolieren – und wieso die UBS nicht mehr Kunde ist.

Von Daniel Schneebeli 

Englisch ist längst die Lingua franca der Schweizer Finanzwelt und hat Deutsch vielerorts aus den Sitzungszimmern verdrängt. Das ist für viele ehemaligen Schüler im fortgeschrittenen Alter, die hauptsächlich auf Deutsch gesetzt haben, ein Problem. Wer heute noch mitreden will, muss nachrüsten.

Wochentarif von bis zu 2'000 Franken

Dabei setzen immer mehr Entscheidungsträger jenseits der 50 auf Sprachaufenthalte. Besonders gefragt: Business-Englisch-Kurse an der renommierten London School of English im eleganten Notting Hill. Die Institution wurde 1912 gegründet, zählt zu den ältesten ihrer Art – und zu den besten. Ein Wochentarif von bis zu 2'000 Franken ist hier keine Seltenheit. Dafür gibt es Kleingruppen mit maximal sechs Teilnehmenden, intensives Coaching und eine internationale Lernatmosphäre auf höchstem Niveau.

«Gerade bei über 50-Jährigen sehen wir eine stetig wachsende Nachfrage», bestätigt Claudio Cesarano, CEO von Media Touristik, einem Unternehmen der Globetrotter Reisegruppe, das unter der Marke «Linguista Sprachaufenthalte»solche Dienstleistungen vermittelt. Im Unterschied zu früher, wo vorwiegend 20- bis 30-jährige längere Sprachaufenthalte buchten, wollen die Älteren meist nur noch eine bis vier Wochen in die Sprachschule.

Zudem, so Cesarano weiter, suchen über 50-Jährige häufig Schulen mit attraktiven Freizeitangeboten. Die so genannten Prüfungskurse, in denen ein First, Advanced oder gar ein Proficiency-Zertifikat erworben wird, sind in dieser Altersgruppe nicht mehr so gefragt. Ältere wollen vor allem ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern und ihren Wortschatz erweitern.

UBS als verlorener Leuchtturm-Kunde

Auf Empfehlung von Claudio Cesarano haben wir diesen Frühling einen vierwöchigen Sprachaufenthalt in der London School of English gebucht. 

Gegen aussen macht die London School of English auf britisches Understatement. Beinahe wären wir am ersten Schultag an der unscheinbaren Eingangspforte vorbei gegangen. Wir besuchen den Business-Englisch-Kurs jeweils vormittags, dazu nehmen wir den Lunch im Schulrestaurant, wie praktisch alle anderen Studierenden. 

Maximal sechs Teilnehmende sind im Kleingruppenkurs garantiert. Der typische Klassenverband besteht aus Führungskräften: Consultants aus Tokio, HR-Direktorinnen aus Paris, Bankangestellten aus Frankfurt oder Zürich. Die Themen? Vertragsverhandlungen, virtuelle Sitzungen, Präsentationen – möglichst aus dem Alltag. Auch der Austausch in der Freizeit – bei Pubbesuchen oder gemeinsamen Abenden in Soho – fördert das Sprachniveau. Und das Netzwerk.

London School of English

Unterricht in Kleinklassen wird garantiert. (Bild: zVg)

Die Nachfrage bleibt hoch – doch auch das Preisbewusstsein ist gestiegen, wie der gebürtige Deutsche Hauke Tallon, der die London School of English seit 20 Jahren leitet, einräumt. Seit der Corona-Pandemie spürt er auch bei Schweizer Kunden mehr Kostenbewusstsein. Vor allem Firmen, die ihre Englischprogramme in seiner Schule buchten, verlangten immer häufiger tiefere Preise und höhere Leistungen. «Das ist für uns eine Herausforderung.»

London School of English CEO Hauke Tallon

Hauke Tallon, der CEO der London School of English. (Bild: zVg)

Vor einigen Jahren hat die Schule so die UBS als Grosskunden an eine Konkurrenzschule verloren. Leider habe man sich mit der Bank nicht einigen können. Er sei nicht bereit gewesen die Qualität der Kurse zu senken und damit den Ruf seiner Schule zu gefährden, sagt Tallon, aber: «Es war hart, der UBS nach 40 Jahren goodbye zu sagen.»

Diskrete Prominenz an der Kaffeemaschine

Die Qualität zieht aber weiterhin ein hochkarätiges Publikum an. Namen nennt Tallon keine, Diskretion gehört zum Geschäftsmodell. Doch wer im Lounge-Bereich beim Espresso steht, begegnet mitunter interessanten Persönlichkeiten: einem ehemaligen Fussballprofi mit zwei WM-Teilnahmen für Brasilien etwa, der sich auf seine Trainerkarriere vorbereitet.

Vor einigen Jahren war auch der Präsident eines EU-Landes da oder eine thailändische Prinzessin, die jeweils mit ihren Bodyguards vorgefahren ist. 

Fazit nach vier Wochen: Die Hemmschwelle beim Sprechen sinkt spürbar. Die News der BBC sind kein Mysterium mehr. Wer seine internationale Wirkungskraft in einem stilvollen Rahmen schärfen will, findet in Notting Hill eine Adresse, die selbst für CEOs und Staatsoberhäupter erste Wahl ist.