Was die NextGen von Vermögensverwaltern wirklich erwartet

Ein epochaler Generationenwechsel bahnt sich an und mit ihm ein beispielloser Vermögenstransfer von mehr als 80 Billionen Dollar. Doch die Erben von morgen, die High-Net-Worth-Individuals der Generationen X, Y und Z, ticken anders: Sie wollen nicht nur Rendite, sondern auch Sinn, Service und smarte Technologien. Schweizer HNWIs unterscheiden sich noch zusätzlich. 

Die Finanzwelt steht an einem Wendepunkt. In den nächsten 15 Jahren werden laut dem «UBS Global Wealth Report 2024» mehr als 80 Billionen Dollar an eine neue Generation von High-Net-Worth-Individuals (HNWIs) übergehen – Erben aus der Generation X, den Millennials und der Gen Z, die dann mindestens je eine Million Dollar an investierbarem Vermögen besitzen. Manche Experten, wie der einstige UBS-Investmentbanker Ken Costa schreibt in seinem Buch gar von einem «Wealth Transfer» von 100 Billionen Dollar. 

Mit dem Kapital wechselt allerdings auch die Denkweise im Geldadel: Für Banken und Vermögensverwalter bedeutet dies: Althergebrachtes genügt nicht mehr. Es braucht völlig neue Strategien, neue Services – und vor allem: neue Denkweisen, wie dem am Mittwoch publizierten «World Wealth Report 2025» des Beratungsunternehmens Capgemini zu entnehmen ist.

Wie sich Schweizer HNWIs zusätzlich unterscheiden

Junge vermögende Anlegerinnen und Anleger richten ihren Fokus auf Wachstum statt auf Sicherheit. Bereits im Januar 2025 hielten HNWIs rund 15 Prozent ihrer Portfolios in alternativen Anlagen wie Private Equity oder Kryptowährungen. Besonders die jüngeren Generationen – Millennials und Gen Z – zeigen eine besonders hohe Risikobereitschaft: 61 Prozent sind bereit, aktiv in wachstumsstarke Nischenmärkte zu investieren.

Wie dem Report weiter zu entnehmen ist, legen Schweizer HNWIs der nächsten Generation besonderen Wert auf digitale Effizienz, massgeschneiderte Betreuung und Zugang zu exklusiven Investments – deutlich ausgeprägter als ihre Altersgenossen weltweit.

Vom Finanzberater zum Lifestyle-Partner

Die Erwartungen an Vermögensverwalter verändern sich drastisch. Digitale Plattformen mit personalisierten Dashboards, automatisierte Prozesse und eine durchgängige Omni-Channel-Erfahrung gelten als Standard.

Hinzu kommen Concierge-Dienste: Luxusreisen, medizinische Services oder Cybersecurity werden zu echten Differenzierungsmerkmalen im Wettbewerb um loyale Kundenbeziehungen.

Vermögensverwalter spuren vor

Doch viele Vermögensverwalter sind nicht vorbereitet. Jeder dritte Berater ist laut Studie unzufrieden mit den digitalen Tools seines Unternehmens – mit direkten Folgen für Produktivität und Kundenbindung. 62 Prozent der Next-Gen-HNWIs geben an, ihrem Berater auch zu einem anderen Unternehmen zu folgen.

Wer seine Top-Berater nicht mit moderner Technologie und Flexibilität unterstützt, riskiert also gleich doppelt zu verlieren: den Experten – und den Kunden.

Standorte im Fokus – Personal am Limit

Der Blick der jungen Anleger richtet sich verstärkt auf dynamische Offshore-Zentren wie Singapur, Hongkong oder die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Diese Märkte bieten Diversifikation, Zugang zu neuen Assets und ein innovationsfreundliches Umfeld.

Gleichzeitig droht in der Branche ein massiver Talentmangel: Ein Viertel der Berater will binnen eines Jahres das Unternehmen wechseln, knapp die Hälfte geht bis 2040 in Ruhestand.

Das Fenster ist offen – aber nicht für lange

Der bevorstehende Vermögenstransfer ist eine historische Chance – aber nur für jene, die bereit sind, sich zu verändern, wie es im Report von Capgemini weiter heisst. Digitale Exzellenz, mutige Anlageoptionen und individuelle Betreuung werden zu den neuen Massstäben.

Wer nicht konsequent in Technologie, Talente und massgeschneiderte Lösungen investiert, wird im Wettbewerb um die neue Generation von HNWIs zurückbleiben.