Neue GZO-Führung hat den Ernst der Lage erkannt
Nachdem der Verwaltungsrat neu besetzt worden ist, schlägt das GZO Spital Wetzikon gegenüber den Gläubigern deutlich konziliantere Töne an. «Nachschärfungen» und «Verfeinerungen» sollen dafür sorgen, dass auch die Obligationäre das ungeliebte Sanierungskonzept schlucken können.
Beim GZO Spital Wetzikon scheint ein neuer Wind zu herrschen – dies zumindest ist der Eindruck, den die Nachrichten der letzten Wochen und Rückmeldungen von Gläubigern hinterlassen.
Dass das reicht, damit die Reise des unter definitiver Nachlassstundung stehenden GZO (die drei Buchstaben stehen für Gesundheitszentrum Zürcher Oberland) ein einigermassen glimpfliches Ende für die Aktionärsgemeinden, die Mitarbeiter, die Obligationäre der notleidenden Anleihe über 170 Millionen Franken und die anderen Gläubiger nehmen kann, ist damit noch lange nicht ausgemacht. Aber zumindest stehen die Chancen dafür doch etwas besser als auch schon.
Kostendisziplin und neues Führungsgremium
Im März hatte das GZO den Abschluss 2024 vorgelegt. Ohne Restrukturierungskosten und Wertberichtigungen hätte im vergangenen Jahr ein positives Betriebsergebnis resultiert, zudem verlief der Start ins laufende Jahr erfreulich. Das ist auch eine Frucht des Sparprogramms, dem sich das Spital verschrieben hat – und ein für die Gemeinden und die Gläubiger wichtiges Signal.
Ein weiteres positives Signal war die Neubesetzung des Verwaltungsrats. Ende 2024 hatte der bisherige, in den Augen etlicher Gläubiger diskreditierte Verwaltungsrat unter Führung von Jörg Kündig seinen Rücktritt in corpore angekündigt. Im April wurden nun die Namen der neuen sechs Mitglieder bekanntgegeben.
Dialogbereit und konstruktiv
Das Gremium wird von Andreas Mika geführt. Der neue Verwaltungsratspräsident weist viel Erfahrung im Spitalwesen auf: als Leiter Finanzen und Dienste des Spitals Männedorf, in leitender Position beim Spital STS (Thun) und zuletzt als Selbständiger im Beratungsbereich (Symply Projects). In dieser Eigenschaft war er auch Teil der Expertengruppe, welche die Erarbeitung des vergangenen Herbst präsentierten Sanierungskonzeptes im Auftrag der Aktionärsgemeinden begleitete.
Die Stimmung und die Tonlage hätten sich mit der neuen Führung geändert, ist zu hören. Derzeit führen der Verwaltungsrat, die Spitalleitung und auch die beiden Sachwalter offenbar intensive Gespräche mit gewichtigen Gläubigern. Gemäss dem vorliegenden Sanierungskonzept müssten diese auf 65 bis 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten, worauf sich die Fronten extrem verhärtet hatten.
I-CV informiert im Vorfeld einer GZO-Gläubigerveranstaltung
Independent Credit View (I-CV), die am Vortag eines Gläubiger-Webinars des GZO vom Mittwoch die Medien über den Schweizer Spitalsektor und den Fall GZO informierte, spürt den zumindest atmosphärischen Wandel ebenfalls. «Seit der neue Verwaltungsrat im Amt ist, wird offener und sachlicher kommuniziert», hielt Bonitätsanalyst Marc Meili fest.
I-CV hat im Auftrag von Kunden 17 Spitalschuldner bewertet. Die Spezialisten vergeben nicht nur Ratings, sondern geben den Kunden mit Obligationen- oder Darlehensportefeuilles auch entsprechende Empfehlungen ab.
Meili skizzierte ausserdem den weiteren Fahrplan in Sachen GZO. Die wichtigsten Stationen aus heutiger Sicht sind:
- 19. Juni: Ablauf der definitiven Nachlassstundung, kann vom Bezirksgericht Hinwil verlängert werden
- Juni/Juli: Gemeindeversammlungen mit Weichenstellungen in Bezug auf die Eigenkapitaleinlage
- 8. September: Gesetzlich vorgeschriebene Gläubigerversammlung (Wahl eines Gläubigerausschusses und Bestätigung/Bestimmung Sachwalter)
- Ende November 2025: Urnenabstimmungen in den Gemeinden über den Einschuss von zusätzlichem Eigenkapital
- Frühling 2026: Gläubigerversammlung mit Abstimmung über Sanierungsplan bzw. Nachlassvertrag
Zudem hat I-CV vier Szenarien erstellt. Das wahrscheinlichste Szenario (40 Prozent) ist demnach ein Debt-to-Equity-Swap, der die Obligationäre (und weitere Gläubiger) zu Aktionären des GZO (bzw. einer separaten Immobiliengesellschaft) machen würde, zusätzlich zur Nachlassdividende. Als am wenigsten wahrscheinlich (10 Prozent) wird ein Festhalten am bisherigen Sanierungskonzept mit der sehr bescheidenen Nachlassdividende erachtet, was aufgrund der absehbaren Ablehnung durch die Gläubiger wohl zum Konkurs führen würde.
«Lösung gemeinsam mit den Gläubigern»
Die am Mittwochvormittag virtuell durchgeführte Informationsveranstaltung des GZO für die Gläubiger bestätigte den Eindruck, dass sich die Kommunikation und der Umgang mit den Gläubigern zum Besseren gewandelt haben. Verwaltungsrat, Spitalleitung und Sachwalter informierten nüchtern über das Verfahren. Sie schienen sich der Schlüsselrolle, welche die Gläubiger spielen, bewusst zu sein.
So unterstrich etwa Verwaltungsratspräsident Mika, dass man gemeinsam mit den Gläubigern eine Lösung finden müsse – eine Lösung, die nicht Konkurs heissen dürfe. Und es war mehrfach die Rede davon, dass man das Sanierungskonzept «substanziell nachschärfen» und «verfeinern» werde, auch im Dialog mit den Gläubigern. Das sind neue Töne, die ein bisschen Hoffnung machen, dass es nicht zwangsläufig zu einem grossen «Klapf» kommen muss.
Die Grenzen einer «Nachschärfung»
Was auch die beste Kommunikation nicht zum Verschwinden bringen kann, sind die Überschuldung per se, die strukturellen Schwächen der Finanzierung des stationären Gesundheitswesens und andere Zwänge. Dazu gehört etwa, dass eine «Nachschärfung» zugunsten der Gläubiger recht rasch an Grenzen stossen kann.
Das könnte beispielsweise dann der Fall sein, wenn die Stimmbürger in den Aktionärsgemeinden den Eindruck hätten, dass sie bluten sollten, während sich die Gläubiger mit kleinen Blessuren aus der Affäre ziehen könnten, zumal bei der Anleihe unterdessen neben normalen Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen auch einige auf Spezialsituationen ausgerichtete Investmentgesellschaften (vulgo: Geierfonds oder Vulture Funds) engagiert sind, die gemeinhin nicht als ausgesprochene Sympathieträger gelten.