Britische Grossbanken bedrängen Aufsichtsbehörden
Die Diskussion um gleich lange Spiesse im internationalen Bankengeschäft ist in der Schweiz vor allem in der Frage der Eigenkapitalvorschriften für die UBS ein Thema. In Grossbritannien sehen sich die dort heimischen Banken durch das Ring-Fencing-System gegenüber US-Banken benachteiligt. Das soll sich ändern.
Die grössten britischen Kreditinstitute drängen die Aufsichtsbehörden, ihnen zu gestatten, jeweils bis zu 35 Milliarden britische Pfund ihrer Privatkundeneinlagen zur Finanzierung ihrer Investmentbanking-Aktivitäten verwenden zu dürfen. Damit will man Wettbewerbsnachteile gegenüber US-Geldhäusern wie J.P.Morgan Chase, Goldman Sachs oder Citigroup abbauen.
Angeführt wird der Vorstoss von HSBC, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» unter Berufung auf Kreise berichtet. Der Vorschlag wird als potenzieller Kompromiss im laufenden Streit um das britische Ring-Fencing-System präsentiert. Dies schreibt seit 2013 die Trennung des britischen Privatkundengeschäfts der grössten Banken des Landes vom Rest ihres Geschäfts vor. Neben HSBC sind das NatWest, Lloyds, Santander UK und Barclays.
Bei der Argumentation der Banken in Grossbritannien werden zwei schlagende Argumente angeführt. Einmal der Wettbewerbsvorteil der US-Banken und zum anderen, dass dadurch bei den fünf Instituten bis zu 175 Milliarden Pfund an Finanzmitteln für die britische Wirtschaft freisetzen würden.
Wachstumsimpulse für die Wirtschaft
«Als US-Bank können sie in Grossbritannien bis zu 35 Milliarden Pfund aus Privatkundeneinlagen aufnehmen und diese über ihre Bank - ihre Firmenkunden- und ihre Investmentbank – investieren», hatte HSBC-UK-Chef Ian Stuart vor einem Ausschuss des Finanzministeriums gesagt. «Wir können das nicht tun. Allein die Möglichkeit, Liquidität zu verschieben, würde der Wirtschaft mehr Wachstumsimpulse geben und den Unternehmen im Vereinigten Königreich heute wirklich helfen.»
Das britische Finanzministerium hatte angekündigt, bis Ende Jahr eine Strategie für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit im Finanzdienstleistungssektor vorlegen zu wollen. Die Regierung werde «mit den wichtigsten Interessengruppen über die Argumente für eine weitere Reform des Ring-Fencing sprechen, bevor wir unseren Standpunkt darlegen». Die britische Aufsichtsbehörde hatte sich in der Vergangenheit vehement für das System eingesetzt. Sie lehnte es dem Artikel zufolge ab, sich zu den Gesprächen mit den Banken zu äussern.
Schatzkanzlerin Rachel Reeves hatte signalisiert, dass sie einer Reform der Regulierung aufgeschlossen gegenübersteht.
Bei den betroffenen fünf Instituten war einzig Barclays-CEO C.S. Venkatakrishnan ausgeschert. Er hatte öffentlich argumentiert, dass die Notwendigkeit, die Kunden zu schützen, alle Argumente seiner Kollegen für eine Abschaffung der Vorschriften übertrumpft.