Private Debt: Innovative Kraft im Portfolio moderner Anleger

In den vergangenen Jahren hat sich Private Debt weltweit dynamisch entwickelt. Trotz des eindrucksvollen Wachstums bleibt die Anlageklasse bei privaten Anlegern oft unbeachtet. Doch was unterscheidet Private Debt von klassischen Krediten – und warum sollte man dieser Anlageklasse mehr Beachtung schenken?

Von Matthieu Roumagnac, Head of Assets Investments – Private Markets, Indosuez Wealth Management

Was ist Private Debt?

Private Debt umfasst Kredite, die nicht von Banken, sondern von privaten Fonds oder anderen Institutionen an Unternehmen vergeben werden. Während private Fonds ihren Investoren oft höhere Renditen als öffentliche Anleihen bieten, waren sie lange Zeit ausschliesslich institutionellen Anlegern vorbehalten.

Inzwischen hat sich der Markt geöffnet: Neue Fondsstrukturen und der wachsende Finanzierungsbedarf von Unternehmen ermöglichen nun auch Privatanlegern den Zugang zu Private Debt.

Unternehmen finanzieren sich neu – ohne Banken

Vor der Finanzkrise 2008 waren Banken die wichtigste Quelle für Unternehmenskredite – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Doch nach der Krise führten strengere Regulierungen wie höhere Eigenkapitalanforderungen und Verschuldungsgrenzen dazu, dass viele Banken ihr Engagement in diesem Bereich zurückfuhren.

Private Debt Fonds füllten diese Lücke. Besonders Private-Equity-Gesellschaften, die Kapital für Übernahmen oder Restrukturierungen benötigen, nutzen diese Form der flexiblen Fremdfinanzierung zunehmend. Ende 2024 verfügten Private-Equity-Firmen in Nordamerika über rund 630 Milliarden Dollar an investitionsbereitem Kapital.

Mit gängigen Leverage-Modellen könnten daraus etwa 770 Milliarden US-Dollar an neuen Krediten entstehen – vorwiegend in Form von Senior Private Debt.
Heute ist Private Debt für Unternehmen aller Grössen zu einer etablierten Finanzierungsquelle geworden.

Seit 2007 wächst das globale Marktvolumen jährlich um durchschnittlich 30 Prozent und erreichte 2024 rund 850 Milliarden US-Dollar.

Semi-liquide Fonds: Innovation für Privatanleger

Ein wesentlicher Fortschritt für Privatanleger sind sogenannte semi-liquide Fonds. Anders als traditionelle Private-Market-Strukturen verlangen sie keine hohen Mindestbeträge oder langfristige Kapitalbindungen. Anleger tätigen eine einmalige Zeichnung und können regelmässig – zum Beispiel jährlich oder quartalsweise – Anteile zurückgeben.

Private Debt passt ideal zu diesem Modell: Kredite generieren kontinuierliche Zinszahlungen und weisen stabile Bewertungen auf. Dank breiter Diversifikation über verschiedene Branchen wird das Risiko zusätzlich reduziert.

Die regelmässigen Zinszahlungen harmonieren mit dem Ausschüttungsrhythmus dieser Fonds und bieten zusätzliche Planungssicherheit – Private Debt eignet sich damit als echte «Allwetterstrategie».

Gezielte Allokation mit grosser Wirkung

Ein ausgewogenes Portfolio kombiniert in der Regel Anlagen aus öffentlichen Märkten – wie Aktien und Anleihen – mit Investitionen in privaten Märkten wie Private Equity, Private Debt und Private Real Assets. Üblicherweise entfallen rund 20 Prozent bis 25  Prozent des Gesamtvermögens auf das Segment Private Markets.

Innerhalb des Private-Markets-Anteils wird oft empfohlen, etwa 20 Prozent in Private Debt zu investieren – das entspricht rund 4  Prozent bis 5  Prozent des Gesamtportfolios.

Auch wenn dieser Anteil auf den ersten Blick gering erscheint, kann er eine spürbare Wirkung entfalten: Private Debt sorgt für mehr Stabilität im Portfolio, da diese Kredite deutlich weniger schwankungsanfällig sind als beispielsweise börsengehandelte Hochzinsanleihen.

Für Anleger mit Fokus auf planbare Erträge bietet Private Debt ein überzeugendes Risiko-Rendite-Profil. Ein weiterer Vorteil: Viele semi-liquide Fonds ermöglichen regelmässige Ausschüttungen. Statt die Erträge zu reinvestieren, erhalten Anleger laufende Auszahlungen – ein Pluspunkt für alle, die Wert auf ein regelmässiges Einkommen legen.

Fazit: Eine Anlage mit Potenzial

Private Debt ist längst nicht mehr nur institutionellen Anlegern vorbehalten. Dank semi-liquider Fonds steht diese vergleichsweise renditestarke und stabile Anlageklasse nun auch Privatanlegern offen – mit höherer Flexibilität und Planbarkeit. Selbst eine kleine Allokation kann zur Robustheit des Portfolios beitragen und stabile Erträge liefern.


Matthieu Roumagnac ist seit 2012 für Indosuez Wealth Management in Genf tätig und leitet seit 2020 den Bereich Real Assets Investments innerhalb der Private Markets Division. Zuvor hatte er Positionen bei der Macquarie Group, Credit Suisse und KPMG inne. Nach seinem MBA in Finance an der Southern Illinois University (2002–2003) spezialisierte er sich auf alternative Anlagen mit Schwerpunkt auf Immobilien, M&A und Finanzstrukturierung. Mit seiner langjährigen Erfahrung zählt er zu den anerkannten Experten für innovative private Anlagestrategien im internationalen Vermögensmanagement